Haarausfall während der Wechseljahre betrifft deutlich mehr Frauen, als viele vermuten. Tatsächlich leiden etwa ein Drittel aller Frauen in den Wechseljahren zumindest zeitweise unter hormonell bedingtem Haarausfall. Während wir normalerweise täglich rund 100 Haare verlieren, gerät in dieser Lebensphase der Haarwachstumszyklus oft aus dem Gleichgewicht.
Besonders besorgniserregend ist, dass über die Hälfte der Frauen ab 50 Jahren von Haarausfall betroffen sind, und diese Zahl steigt mit dem Alter weiter an – bis zu 80 Prozent der Frauen über 60 kämpfen mit diesem Problem. Der plötzlich starke Haarausfall bei Frauen führt nicht selten zu seelischen Belastungen: Bei rund 60 Prozent der betroffenen Frauen leidet das Selbstwertgefühl, und zwar umso mehr, je gravierender der Haarverlust ist. In diesem Artikel zeigen wir die Ursachen für extremen Haarausfall bei Frauen und – wichtiger noch – was Sie dagegen tun können. Anhand von Erfahrungsberichten zu Haarausfall in den Wechseljahren haben wir wirksame Strategien zusammengestellt, die Ihnen helfen werden, dieses belastende Problem anzugehen.
Die hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre gehören zu den Hauptursachen für weiblichen Haarausfall. Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr erleben viele Frauen eine dramatische Umstellung ihres Hormonhaushalts, die sich unmittelbar auf die Haarpracht auswirkt. Etwa jede dritte Frau in den Wechseljahren leidet zumindest zeitweise unter hormonell bedingtem Haarausfall. Bei Frauen über 50 steigt diese Zahl sogar auf mehr als 50 Prozent, und bei den über 60-Jährigen können bis zu 80 Prozent betroffen sein.
Während der Wechseljahre durchläuft der weibliche Körper tiefgreifende Veränderungen. Die Eierstöcke produzieren zunehmend weniger weibliche Geschlechtshormone, besonders Östrogen und Progesteron. Diese hormonelle Umstellung wirkt sich direkt auf die Haarwurzeln aus, die besonders empfindlich auf Hormonschwankungen reagieren.
Bei vielen Frauen führt dies zu einer Verschiebung im Haarzyklus. Ein gesundes Haar durchläuft normalerweise drei Phasen:
Bei gesunden Menschen befinden sich etwa 85 Prozent der Haare in der Wachstumsphase. In den Wechseljahren verkürzt sich jedoch diese Wachstumsphase deutlich, während sich die Ruhephase verlängert. Dadurch werden die Haare dünner und fallen vermehrt aus, besonders im Bereich des Scheitels und am Oberkopf.
Östrogen spielt eine Schlüsselrolle für gesundes Haarwachstum. Es verlängert die aktive Wachstumsphase der Haare und verbessert die Schönheit und Gesundheit der Haarfaser. Je mehr Östrogen der Körper produziert, desto länger bleiben die Haare in der Wachstumsphase, was für volles und glänzendes Haar sorgt.
Wenn der Östrogenspiegel in den Wechseljahren sinkt, verändert sich das Verhältnis zu den männlichen Hormonen (Androgenen) wie Testosteron. Obwohl der absolute Testosteronspiegel meist nicht ansteigt, überwiegt nun sein Einfluss. Das Testosteron wird in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt, welches sich an die Haarfollikel bindet und diese verkleinert. Folglich wächst das Haar langsamer, wird dünner und die Haardichte nimmt ab, sodass die Kopfhaut durchscheint.
Trotz ähnlicher hormoneller Veränderungen erleben nicht alle Frauen in den Wechseljahren Haarausfall. Der Hauptgrund dafür liegt in der genetischen Veranlagung. Bei etwa 40 Prozent der betroffenen Frauen hat der Haarausfall eine erblich bedingte Ursache.
Diese genetische Komponente entscheidet darüber, wie empfindlich die Haarwurzeln auf das Hormon DHT reagieren. Manche Frauen haben von Natur aus Haarfollikel, die weniger empfindlich auf hormonelle Veränderungen ansprechen, wodurch ihr Haarwachstum stabil bleibt.
Darüber hinaus produzieren die Nebennieren auch nach den Wechseljahren noch geringe Mengen an Östrogenvorstufen, die im Körper in wirksame Östrogene umgewandelt werden können. In den meisten Fällen verlangsamt sich der wechseljahresbedingte Haarausfall mit der Zeit, obwohl eine dauerhafte Veränderung der Haarqualität bestehen bleiben kann.
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Früherkennung ist der Schlüssel im Kampf gegen Haarausfall in den Wechseljahren. Je eher du Veränderungen an deinem Haar bemerkst, desto besser kannst du gegensteuern, denn aus einer einmal abgestorbenen Haarwurzel wächst auch mit der besten Therapie nie wieder ein Haar.
Die ersten Anzeichen für Haarausfall in den Wechseljahren sind oft subtil. Achte besonders auf folgende Veränderungen:
Anders als bei Männern beginnt der Haarausfall bei Frauen in den Wechseljahren typischerweise nicht mit Geheimratsecken, sondern zeigt sich besonders im Scheitelbereich und am Oberkopf. Die Kopfhaut wird allmählich sichtbarer, und der Scheitel erscheint breiter.
Es ist völlig normal, täglich bis zu 100 Haare zu verlieren. Dieser natürliche Haarverlust gehört zum Wachstumszyklus und ist kein Grund zur Sorge. Allerdings deutet ein täglicher Verlust von deutlich mehr als 100 Haaren über einen längeren Zeitraum auf ein Problem hin.
Ein hilfreicher Test: Beobachte über mehrere Tage, wie viele Haare du verlierst. Bei längeren Haaren kann man den Haarverlust leicht überschätzen, wenn ein großes Büschel in der Bürste verbleibt. Bedenke dabei, dass je nach Jahreszeit der Haarverlust schwanken kann.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der diffuse Haarausfall, der bei Frauen in den Wechseljahren häufiger vorkommt als bei Männern. Hierbei dünnt das Haar gleichmäßig aus, anstatt an bestimmten Stellen komplett auszufallen.
Beim ersten Verdacht auf verstärkten Haarausfall solltest du zum Arzt gehen. Insbesondere wenn folgende Anzeichen auftreten:
Ein Dermatologe kann anhand eines Blutbilds feststellen, ob eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder andere Ursachen vorliegen. Übergewicht (BMI über 25) wurde übrigens als signifikanter Faktor bei weiblichem Haarausfall in der Postmenopause identifiziert.
Je früher die Diagnose erfolgt, desto besser stehen die Chancen, den Haarausfall wirksam zu behandeln. Viele Frauen bemerken den Haarverlust erst, wenn das Haarvolumen bereits um 10-20% abgenommen hat.
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Bei der Behandlung von Haarausfall in den Wechseljahren gibt es tatsächlich wirksame Lösungen, die wissenschaftlich belegt sind. Die Wahl der richtigen Methode hängt jedoch von individuellen Faktoren ab.
Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann bei manchen Frauen nicht nur andere Wechseljahresbeschwerden lindern, sondern auch den Haarausfall reduzieren. Sie zielt auf die Wiederherstellung des Hormongleichgewichts, indem die Wirkung männlicher Hormone unterdrückt oder der Spiegel weiblicher Hormone erhöht wird. Grundsätzlich sollte eine HRT jedoch immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da sie potenzielle Risiken birgt und nicht für jede Frau geeignet ist.
PRP-Behandlung bei Haarausfall in den Wechseljahren
Die PRP-Behandlung (Platelet-Rich Plasma) kann eine vielversprechende Option für Frauen in den Wechseljahren sein, die unter hormonell bedingtem Haarausfall leiden. Besonders in frühen Stadien oder bei nachlassender Haardichte kann PRP helfen, die Haarfollikel zu stärken und das Wachstum anzuregen. Die Therapie ist minimalinvasiv, gut verträglich und in der Regel mit wenigen Nebenwirkungen verbunden. Die Kosten pro Sitzung liegen je nach Praxis und Umfang zwischen 300 und 800 CHF. Wichtig zu wissen: Die besten Erfolge werden erzielt, wenn der Haarausfall noch nicht stark fortgeschritten ist. Bei diffuser oder vernarbender Alopezie können die Ergebnisse begrenzt sein. Auch hier gilt – realistische Erwartungen sind entscheidend für die Zufriedenheit mit dem Behandlungserfolg.
Minoxidil hat sich als der wirksamste freiverkäufliche Wirkstoff gegen Haarausfall erwiesen. Er wurde ursprünglich als Blutdrucksenker entwickelt, zeigte aber die positive Nebenwirkung des vermehrten Haarwuchses. Bei Frauen hat sich bereits eine geringere Menge als wirksam erwiesen – sie können zwischen einer 1× täglichen Anwendung mit 5% Minoxidil-Schaum und einer 2× täglichen Anwendung mit 2% Minoxidil-Lösung wählen.
Der Wirkstoff verbessert die Durchblutung der Kopfhaut und damit die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln. In klinischen Studien zeigte sich eine deutliche Verbesserung des Haarwachstums. Allerdings bleibt die Wirkung nur bestehen, solange das Mittel angewendet wird – bei Absetzen setzt der Haarausfall wieder ein.
Zu Beginn der Behandlung kann es zu einem verstärkten Ausfall alter, nicht mehr aktiver Haare kommen (Shedding-Effekt), der jedoch nach einigen Wochen nachlässt. Andere mögliche Nebenwirkungen sind Hautreizungen oder Trockenheit der Kopfhaut.
Unter den pflanzlichen Alternativen zeigte sich in einer Studie Rosmarinöl als ähnlich wirksam wie Minoxidil. Es soll die Durchblutung und die Gesundheit der Kopfhaut fördern. Außerdem können Antioxidantien aus Äpfeln, Zimt oder Trauben das Haarwachstum unterstützen. Koffein wird ebenfalls nachgesagt, das Haarwachstum anzukurbeln.
Eine gezielte Ernährung kann Haarausfall in den Wechseljahren entgegenwirken. Besonders wichtig sind:
Übergewichtige Frauen mit einem Body-Mass-Index über 25 leiden statistisch gesehen öfter an Haarausfall in der Postmenopause als normalgewichtige Frauen. Daher kann auch ein gesundes Körpergewicht zur Vorbeugung von Haarausfall in den Wechseljahren beitragen.
Langfristige Vorbeugung gegen Haarausfall beginnt mit einer alltagstauglichen Strategie, die du leicht in deine Routine einbauen kannst. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich die Gesundheit deiner Haare nachhaltig verbessern – noch bevor Probleme auftreten.
Eine schonende Haarpflegeroutine ist entscheidend, um deine Kopfhaut gesund zu halten. Wasche deine Haare mit lauwarmem statt heißem Wasser, da zu hohe Temperaturen die schützenden Öle der Kopfhaut angreifen. Zwei- bis dreimal Haarwäsche pro Woche ist in der Regel ausreichend. Anstatt dein Haar nach dem Waschen kräftig zu rubbeln, tupfe es sanft mit einem Mikrofasertuch oder T-Shirt trocken, um Reibung zu minimieren.
Beim Föhnen halte mindestens 20 Zentimeter Abstand zur Kopfhaut und wähle eine niedrige Temperaturstufe. Verzichte außerdem auf häufiges Glätten oder Locken mit Hitze. Achte darauf, beim Stylen keinen übermäßigen Zug auf die Haarwurzeln auszuüben – lockere Frisuren schonen deine Haare langfristig.
Da Haare hauptsächlich aus Keratin bestehen, ist eine proteinreiche Ernährung unerlässlich. Eier, Nüsse, mageres Fleisch und Hülsenfrüchte liefern wichtige Proteine für kräftiges Haar. Darüber hinaus sind bestimmte Nährstoffe besonders wertvoll:
Verzichte hingegen auf übermäßigen Zucker und verarbeitete Lebensmittel, die Entzündungen fördern können.
Chronischer Stress erhöht den Cortisolspiegel, was nachweislich zu Haarausfall führen kann. Finde daher Wege, um regelmäßig Stress abzubauen – sei es durch Yoga, Meditation oder andere Entspannungstechniken.
Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf ist ebenso wichtig, da wissenschaftliche Studien einen direkten Zusammenhang zwischen Schlafmangel und dünner werdendem Haar belegen. Während des Schlafs regenerieren sich die Haarfollikel, und die Produktion von Melatonin wird reguliert. Versuche, täglich zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen, und schaffe eine ruhige Schlafumgebung.
Beobachte deine Haare und Kopfhaut regelmäßig auf Veränderungen. So kannst du frühzeitig reagieren und bei ersten Anzeichen von Haarausfall einen Arzt aufsuchen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen ein schmaler werdender Zopf, vermehrte Haare auf dem Kopfkissen oder eine zunehmend sichtbare Kopfhaut.
Zusammenfassend betrifft Haarausfall in den Wechseljahren deutlich mehr Frauen als allgemein angenommen. Tatsächlich kämpfen bis zu 80 Prozent der Frauen über 60 mit diesem Problem. Die hormonellen Veränderungen, insbesondere der sinkende Östrogenspiegel, spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Dennoch gibt es wirksame Strategien, dieses belastende Problem anzugehen.
Frühzeitige Erkennung ist zweifellos der Schlüssel zum Erfolg. Sobald du Veränderungen wie einen dünneren Zopf oder durchscheinende Kopfhaut bemerkst, solltest du handeln. Medikamente wie Minoxidil haben sich als besonders effektiv erwiesen, allerdings funktionieren auch pflanzliche Alternativen wie Rosmarinöl bei manchen Frauen gut.
Neben der direkten Behandlung können wir durch eine gezielte proteinreiche Ernährung, schonende Haarpflege und effektiven Stressabbau viel für unsere Haargesundheit tun. Gerade die Kombination verschiedener Ansätze verspricht die besten Ergebnisse.
Obwohl Haarausfall während der Wechseljahre häufig vorkommt, müssen wir uns damit nicht abfinden. Mit dem richtigen Wissen und gezielten Maßnahmen kannst du deine Haarpracht auch in dieser Lebensphase erhalten oder sogar verbessern. Das Wichtigste dabei: Fange früh an und bleibe konsequent bei deiner Pflegeroutine. Deine Haare werden es dir danken.