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Warum Eisenmangel zu Haarausfall führt

Geschrieben von Dr El Samara | Jul 16, 2025 8:13:47 AM

Eisenmangel und Haarausfall stehen in einem engeren Zusammenhang, als viele Menschen vermuten. Tatsächlich leiden etwa 30% der Frauen vor der Menopause an einem Eisenmangel, der zu unerwünschtem Haarverlust führen kann. Als Dermatologe begegne ich diesem Problem regelmäßig in meiner Praxis und möchte daher die wichtigsten Fakten mit Ihnen teilen.

Besonders bemerkenswert ist, dass Haarausfall durch Eisenmangel oft schon bei geringen Eisenmangelwerten auftritt, noch bevor andere typische Symptome wie Müdigkeit und Erschöpfung bemerkbar werden. Kann Eisenmangel Haarausfall verursachen? Die Forschung deutet darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Haarausfall und Eisenmangel größer sein könnte als bisher angenommen. Dabei spielen die Eisenspeicher im Körper eine entscheidende Rolle - bei Männern liegen normale Eisenwerte zwischen 50 und 160 Mikrogramm pro Deziliter Blut, bei Frauen zwischen 50 und 150 Mikrogramm. Obwohl genetisch bedingter Haarausfall häufiger vorkommt, macht Eisenmangel einen bedeutenden Anteil der Fälle aus, allerdings oft in Verbindung mit anderen Faktoren.

Wie Eisenmangel im Körper entsteht

Der menschliche Körper benötigt ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Eisenaufnahme und Eisenverlust. Gerät dieses empfindliche System aus dem Gleichgewicht, entwickelt sich ein Eisenmangel, der letztendlich auch zu Haarausfall führen kann. In Europa sind davon besonders Frauen betroffen – Schätzungen zufolge leiden etwa 30% der Frauen vor der Menopause an einem Eisenmangel.

Zu geringe Eisenzufuhr über die Ernährung

Eisen ist ein lebensnotwendiger Mineralstoff, den der Körper nicht selbst herstellen kann. Folglich muss die Versorgung ausschließlich über die Nahrung erfolgen. Bei einseitiger oder mangelhafter Ernährung kann dies problematisch werden. Besonders gefährdet sind dabei:

  • Säuglinge und Kleinkinder
  • Menschen mit Essstörungen
  • Vegetarier und Veganer
  • Personen mit einseitigen Diäten

Die Form des aufgenommenen Eisens spielt dabei eine entscheidende Rolle: Tierische Produkte enthalten das sogenannte zweiwertige Häm-Eisen, das der Körper zu 20-30% aufnehmen kann. Pflanzliche Nahrungsmittel liefern hingegen hauptsächlich dreiwertiges Nicht-Häm-Eisen, das mit nur 1-10% deutlich schlechter verwertet wird.

Gestörte Eisenaufnahme im Darm

Die Aufnahme von Eisen erfolgt im oberen Teil des Dünndarms (Zwölffingerdarm). Normalerweise nimmt ein gesunder Mensch täglich nur 10-15% des zugeführten Eisens über den Darm auf. Verschiedene Erkrankungen können allerdings diesen Prozess beeinträchtigen:

  • Chronische Darmentzündungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
  • Helicobacter-pylori-Infektion und Gastritis
  • Zustand nach Magenoperationen

Auch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente wie Säureblocker kann die Eisenaufnahme hemmen.

Erhöhter Eisenverlust durch Blutungen

In Europa stellt ein chronischer Blutverlust die häufigste Ursache für Eisenmangel dar. Mit jedem Milliliter verlorenem Blut gehen etwa 0,5 Milligramm Eisen verloren. Bei Frauen im gebärfähigen Alter sind starke Menstruationsblutungen der Hauptgrund – knapp 15% der Frauen leiden unter einer verstärkten Periode und sind besonders gefährdet, einen Eisenmangel zu entwickeln.

Weitere bedeutende Blutungsquellen sind:

  • Blutungen im Magen-Darm-Trakt durch Geschwüre, Tumore oder Hämorrhoiden
  • Chronisches Zahnfleisch- oder Nasenbluten
  • Blutverlust durch Operationen oder Blutspenden
  • Dialysebehandlungen (Verlust von ca. 2,5 Liter Blut pro Jahr)

Der Zusammenhang zwischen Eisenmangel und Haarausfall wird deutlich, wenn man bedenkt, dass der Körper bei chronischem Eisenverlust seine Reserven für lebenswichtige Funktionen verwendet – und gesundes Haarwachstum dabei oft zu kurz kommt.

Warum Eisenmangel Haarausfall verursachen kann

Image Source: Hair GP

Haarfollikel gehören zu den Zellen im Körper mit der höchsten Teilungsrate – und genau hier beginnt die Problematik, wenn das Spurenelement Eisen fehlt.

Rolle von Eisen in der Zellteilung der Haarfollikel

Die Bildung neuer Haare an der Wurzel erfordert intensive DNA-Synthese, für die spezielle Enzyme wie die Ribonucleotid-Reduktase unverzichtbar sind. Dieses Enzym benötigt für seine Funktion ausreichend Eisen. Fehlt dieser Baustein, verlangsamt sich die Zellteilung in den Haarwurzeln. Zudem verschlechtert ein Eisenmangel die Mikrozirkulation der Kopfhaut, wodurch die Haarwurzeln weniger Nährstoffe und Sauerstoff erhalten. Darüber hinaus ist Eisen maßgeblich an der Produktion von Keratin beteiligt – dem Grundbaustein des Haares.

Ferritinmangel in der Kopfhaut

Ferritin ist das wichtigste Eisenspeicherprotein des Körpers und dient als zuverlässiger Marker für den Eisenstatus. Bei Eisenmangel sinkt zunächst der Ferritinspiegel, noch bevor andere Blutwerte auffällig werden. Mehrere Studien legen nahe, dass insbesondere bei Frauen erst Ferritinwerte über 70 ng/ml zu einer Normalisierung des Haarwachstums führen. Allerdings können bereits Werte unter 40 ng/ml mit verstärktem Haarausfall assoziiert sein.

Zusammenhang mit diffuser Alopezie

Bei Eisenmangel entwickelt sich typischerweise ein diffuser Haarausfall (telogenes Effluvium). Hierbei fallen die Haare gleichmäßig am gesamten Kopf aus, ohne kahle Stellen zu bilden. Der Mechanismus: Eisenmangel stört den normalen Haarzyklus, sodass vermehrt Haare vorzeitig in die Ruhephase (Telogenphase) übergehen und ausfallen. Folglich verlangsamt sich das Nachwachsen neuer Haare, während gleichzeitig mehr Haare ausfallen.

Studienlage zum Thema haarausfall eisenmangel

Obwohl der Zusammenhang zwischen Eisenmangel und Haarausfall schon 1963 beschrieben wurde, sind die genauen Mechanismen noch nicht vollständig geklärt. Eine umfangreiche französische Studie mit 5110 Frauen zeigte 2007 einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen massivem Haarverlust und Ferritinwerten unter 40 μg/l bei prämenopausalen Frauen. Forschungen deuten darauf hin, dass Eisenmangel verschiedene Formen des Haarausfalls begünstigen kann – vom anlagebedingten bis zum kreisrunden Haarausfall.

Die gute Nachricht: Anders als bei genetisch bedingtem Haarausfall bleiben bei eisenmangelbedingtem Haarverlust die Haarwurzeln intakt. Nach Behebung des Eisenmangels wachsen die Haare in der Regel wieder nach.

So wird Eisenmangel diagnostiziert

Image Source: Medical News Today

Die richtige Diagnose eines Eisenmangels ist entscheidend, um gezielt gegen eisenbedingten Haarausfall vorgehen zu können. Anders als oft angenommen, reicht ein einfaches Blutbild dafür nicht immer aus.

Blutbild und Ferritinwert

Ein beginnender Eisenmangel zeigt sich weder durch spezifische Symptome noch durch Routine-Untersuchungen wie das kleine Blutbild. Der Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) bleibt zunächst im Normalbereich, da der Körper auf seine Eisenspeicher zurückgreift. Erst wenn diese erschöpft sind, sinkt der Hb-Wert und eine Eisenmangelanämie entwickelt sich.

Der wichtigste Labormarker für einen frühen Eisenmangel ist daher das Ferritin – das Eisenspeicherprotein des Körpers. Ein Ferritinwert unter 15 µg/l gilt als beweisend für einen Eisenmangel. Allerdings kann bei gleichzeitigen Entzündungen, Tumorerkrankungen oder Lebererkrankungen die Aussagekraft eingeschränkt sein.

Transferrin und Transferrinsättigung

Transferrin ist ein Transporteiweiß, das Eisen im Blut zu den Zellen befördert. Die Transferrinsättigung gibt an, wie viel Prozent des Transferrins mit Eisen beladen sind. Eine Sättigung unter 15% deutet auf einen fortgeschrittenen Eisenmangel hin. Bei chronischen Erkrankungen gilt ein Wert unter 20% als diagnostisch für einen Eisenmangel.

Für die Berechnung der Transferrinsättigung werden sowohl der Eisenwert als auch der Transferrin-Wert im Blutserum benötigt. Die Blutentnahme sollte morgens bei nüchternem Patienten erfolgen.

Normwerte für Männer und Frauen

Die Referenzwerte für die wichtigsten Eisenstoffwechselparameter unterscheiden sich bei Männern und Frauen:

  • Hämoglobin: 12,3–15,3 g/dl (Frauen) | 14,0–17,5 g/dl (Männer)
  • Ferritin: 15–150 µg/l (Frauen) | 30–400 µg/l (Männer)
  • Transferrinsättigung: 16–45% (Erwachsene)

Wann ein Arztbesuch notwendig ist

Bei Verdacht auf Eisenmangel als Ursache für Haarausfall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Selbstmedikation mit Eisenpräparaten kann gefährlich sein. Ein Arztbesuch ist besonders angezeigt bei:

  • Anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung
  • Diffusem Haarausfall ohne erkennbare Ursache
  • Verdacht auf chronische Blutverluste
  • Erhöhtem Eisenbedarf (Schwangerschaft, Wachstumsphase)

Neben der Blutuntersuchung ist es entscheidend, die Ursache des Eisenmangels zu finden. Daher umfasst die Diagnostik oft zusätzliche Untersuchungen wie eine gynäkologische Abklärung oder Magen-Darm-Spiegelungen.

Behandlung und Vorbeugung von eisenmangelbedingtem Haarausfall

Nach der Diagnose eines Eisenmangels als Ursache für Haarausfall gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Die Therapie zielt darauf ab, die Eisenspeicher im Körper wieder aufzufüllen und die Symptome zu lindern.

Eisenreiche Ernährung: pflanzlich und tierisch

Für eine ausreichende Eisenversorgung ist eine ausgewogene Ernährung entscheidend. Tierische Produkte enthalten das sogenannte Häm-Eisen, das vom Körper zu 20-30% aufgenommen werden kann. Gute tierische Eisenquellen sind vor allem:

  • Rotes Fleisch (Rind, Schwein)
  • Leber und andere Innereien
  • Fisch und Meeresfrüchte

Pflanzliche Nahrungsmittel liefern hingegen hauptsächlich Nicht-Häm-Eisen, das mit nur 1-10% deutlich schlechter verwertet wird. Zu den eisenreichen pflanzlichen Lebensmitteln zählen:

  • Hülsenfrüchte (Linsen, Sojabohnen)
  • Vollkornprodukte (Haferflocken, Hirse)
  • Samen und Nüsse (Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Sesam)
  • Grünes Blattgemüse (Spinat, Grünkohl)

Vitamin C zur besseren Eisenaufnahme

Vitamin C verbessert die Aufnahme von Eisen erheblich, besonders aus pflanzlichen Quellen. Es kann die Eisenaufnahme um das 2,5-fache steigern. Daher sollten eisenreiche Lebensmittel möglichst immer mit Vitamin-C-haltigen Produkten kombiniert werden. Praktische Tipps dafür:

  • Ein Glas Orangensaft zum Frühstück
  • Zitronensaft im Salatdressing
  • Frisches Obst zum Müsli

Wann Eisenpräparate sinnvoll sind

Bei ausgeprägtem Eisenmangel oder wenn eine ausreichende Eisenaufnahme über die Ernährung nicht möglich ist, können Eisensupplemente sinnvoll sein. Die Einnahme sollte allerdings nur nach ärztlicher Diagnose erfolgen. Eisenpräparate werden am besten auf nüchternen Magen mit Wasser oder Fruchtsaft eingenommen. Die Behandlungsdauer beträgt etwa sechs Monate, bis ein Ferritin-Wert von etwa 100 μg/l erreicht ist.

Gefahren der Selbstmedikation mit Eisen

Von einer eigenständigen Einnahme von Eisenpräparaten ist dringend abzuraten. Der menschliche Körper hat kaum Möglichkeiten, überschüssiges Eisen wieder abzugeben. Eine Überversorgung kann zu Organschäden führen, insbesondere an Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse und Augen. Kurzfristig kann eine Überdosierung zu Verstopfung führen, langfristig steigt das Risiko für Herzerkrankungen, Krebs und Diabetes.

Langfristige Prävention durch Lebensstil

Für eine dauerhafte Prävention von eisenmangelbedingtem Haarausfall empfiehlt sich:

  • Regelmäßige Blutuntersuchungen zur Kontrolle der Eisenwerte
  • Bewusste Ernährungsplanung mit ausreichend eisenhaltigen Lebensmitteln
  • Vermeidung von Eisenaufnahme-Hemmern wie Kaffee, Tee, Cola und Milchprodukten in Verbindung mit eisenreichen Mahlzeiten
  • Zeitlicher Abstand (ca. 2 Stunden) zwischen eisenhaltigen Lebensmitteln und Nahrungsmitteln oder Medikamenten, die die Eisenaufnahme hemmen

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eisenmangel tatsächlich eine bedeutende Rolle beim Haarausfall spielt. Als Dermatologe sehe ich regelmäßig, wie unterschätzt dieser Zusammenhang oft ist. Besonders bemerkenswert bleibt dabei, dass Haarausfall durch Eisenmangel häufig auftritt, noch bevor andere typische Symptome spürbar werden.

Ohne Zweifel ist ein ausgewogener Eisenhaushalt für gesundes Haarwachstum unverzichtbar. Die Haarfollikel gehören schließlich zu den Zellen mit der höchsten Teilungsrate im Körper und benötigen daher ausreichend Eisen für ihre Funktion. Ferritinwerte unter 40 ng/ml können bereits zu verstärktem Haarausfall führen, obwohl erst Werte über 70 ng/ml zu einer vollständigen Normalisierung des Haarwachstums beitragen.

Die gute Nachricht allerdings: Anders als bei genetisch bedingtem Haarausfall bleiben bei eisenmangelbedingtem Haarverlust die Haarwurzeln intakt. Nach erfolgreicher Behandlung des Eisenmangels wachsen die Haare in der Regel wieder nach. Dafür empfehle ich eine ausgewogene, eisenreiche Ernährung sowie gegebenenfalls eine ärztlich verordnete Eisensupplementierung.

Denken Sie aber daran, niemals eigenständig Eisenpräparate einzunehmen. Der Körper kann überschüssiges Eisen kaum ausscheiden, was zu ernsthaften Gesundheitsschäden führen kann. Stattdessen rate ich zu regelmäßigen Blutuntersuchungen, besonders wenn Sie zu Risikogruppen wie Frauen im gebärfähigen Alter gehören oder unter unerklärlichem Haarausfall leiden.

Letztendlich gilt: Eisenmangel als Ursache für Haarausfall ist gut behandelbar, vorausgesetzt, die Diagnose erfolgt frühzeitig und die Behandlung wird konsequent durchgeführt. Mit dem richtigen Wissen und einer gezielten Therapie können Sie Ihrem Haar wieder zu neuer Kraft und Fülle verhelfen.