Warum Entsteht Diffuser Haarausfall? Die Wahren Ursachen
Diffuser Haarausfall trifft fast jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens. Tatsächlich handelt es sich hierbei um die häufigste Form des Haarausfalls, bei der täglich mehr als 100 Haare ausfallen können. Während normalerweise etwa 10 Prozent aller Kopfhaare in der Ruhephase sind, können beim diffusen Haarausfall bis zu 35 Prozent betroffen sein.
Besonders besorgniserregend ist, dass immer jüngere Menschen unter diffusem Haarausfall leiden. Sowohl Frauen als auch Männer können betroffen sein, wobei das telogene Effluvium die häufigere Form des diffusen Haarausfalls bei beiden Geschlechtern darstellt. Die gute Nachricht jedoch: Diffuser Haarausfall gilt im Allgemeinen als reversibel.
In diesem Artikel erklären wir, was genau hinter diffusem Haarausfall steckt und welche Ursachen dafür verantwortlich sein können - von Stress und Depressionen über Hormonschwankungen bis hin zu Medikamenten und Stoffwechselkrankheiten. Wir untersuchen den Verlauf, Diagnosemöglichkeiten und zeigen auf, welche Behandlungsansätze wirklich helfen können.
Was ist diffuser Haarausfall?
Bei dem diffusen Haarausfall handelt es sich um einen Haarverlust, der gleichmäßig über die gesamte Kopfhaut verteilt auftritt. Anders als bei anderen Formen des Haarausfalls zeigt sich hier keine lokale Begrenzung, sondern eine allgemeine Ausdünnung des Haares. Die gesamte Kopfpartie ist betroffen, wodurch die Haare insgesamt dünner werden und die Kopfhaut zunehmend durchschimmert.
Typische Symptome und Verlauf
Das Hauptmerkmal des diffusen Haarausfalls ist ein täglicher Verlust von mehr als 100 Haaren. Während normalerweise nur etwa 10 Prozent aller Kopfhaare in der Ruhephase sind, können beim diffusen Haarausfall bis zu 35 Prozent betroffen sein. Die Haare gehen dadurch verfrüht in die Ausfallphase über.
Typischerweise bemerken Betroffene den erhöhten Haarverlust beim Kämmen oder Haarewaschen. Die ersten Anzeichen sind oft ein vermindertes Haarvolumen und eine sichtbare Ausdünnung. Besonders auffällig: Der Haarverlust beginnt meist erst zwei bis vier Monate nach dem auslösenden Ereignis. Nach erfolgreicher Behandlung der Ursache wachsen die Haare in den meisten Fällen innerhalb von sechs bis zwölf Monaten wieder nach.
Unterschied zu anderen Haarausfallformen
Im Gegensatz zum kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) bilden sich beim diffusen Haarausfall keine abgegrenzten kahlen Stellen. Ebenso unterscheidet er sich vom erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie), bei dem sich bei Männern typischerweise Geheimratsecken bis hin zur Glatze und bei Frauen eine Lichtung im Scheitelbereich zeigt. Beim diffusen Haarausfall entstehen hingegen keine kompletten Kahlstellen.
Fachsprachlich wird der diffuse Haarausfall auch als Effluvium bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwei Formen: Das häufigere telogene Effluvium, bei dem die Haare vorzeitig in die Ruhephase eintreten, und das seltenere anagene Effluvium, bei dem die Haare bereits in der Wachstumsphase ausfallen.
Diffuser Haarausfall bei Frauen und Männern
Obwohl beide Geschlechter von diffusem Haarausfall betroffen sein können, leiden Frauen deutlich häufiger darunter als Männer. Bei Frauen verteilt sich der Haarverlust meist gleichmäßiger über die Kopfhaut, während er bei Männern oft auf bestimmte Bereiche konzentriert ist.
Die Ursachen für den geschlechtsspezifischen Unterschied liegen hauptsächlich in hormonellen Faktoren. Frauen durchleben regelmäßig hormonelle Schwankungen durch Menstruationszyklus, Schwangerschaft oder Wechseljahre. Darüber hinaus sind sie anfälliger für Eisenmangel durch den monatlichen Blutverlust und leiden häufiger an Autoimmunerkrankungen, die mit Haarausfall einhergehen können.
Für beide Geschlechter gilt allerdings: Diffuser Haarausfall ist in den meisten Fällen reversibel, wenn die zugrundeliegende Ursache erkannt und behandelt wird.
Die häufigsten Ursachen im Überblick
Image Source: Perfect Hair Health
Hinter diffusem Haarausfall verbergen sich zahlreiche mögliche Auslöser – fast nie gibt es nur eine einzelne Ursache. Das gleichmäßige Ausdünnen der Haare ist vielmehr ein Warnsignal des Körpers, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Hormonelle Veränderungen (z. B. Schwangerschaft, Wechseljahre)
Hormonschwankungen zählen zu den Hauptursachen für diffusen Haarausfall. Während einer Schwangerschaft sorgt der erhöhte Östrogenspiegel für kräftiges Haarwachstum. Etwa ab der achten Woche nach der Entbindung sinkt dieser jedoch rapide, wodurch vermehrt Haare in die Ruhephase übergehen und ausfallen. Ähnliches geschieht in den Wechseljahren, wenn der Östrogenspiegel dauerhaft abnimmt. Auch das Beginnen oder Absetzen hormoneller Verhütungsmittel kann den Haarzyklus empfindlich stören. Nicht zuletzt können Schilddrüsenerkrankungen – sei es eine Über- oder Unterfunktion oder eine Hashimoto-Thyreoiditis – zu Haarausfall führen.
Medikamente und medizinische Behandlungen
Zahlreiche Medikamente haben Haarausfall als Nebenwirkung. Hierzu gehören Blutverdünner wie Heparin, Blutdrucksenker wie Beta-Blocker und ACE-Hemmer, Cholesterinsenker, Antidepressiva, Antiepileptika sowie bestimmte Schmerzmittel. Besonders Ibuprofen kann bei häufiger Einnahme das Haar dünner werden lassen. Da es sich meist um ein telogenes Effluvium handelt, tritt der Haarverlust erst zwei bis vier Monate nach Beginn der Einnahme auf.
Infektionen und chronische Erkrankungen
Infektionskrankheiten, die mit Fieber einhergehen – wie Grippe oder COVID-19 – können den Haarzyklus temporär unterbrechen. Der Körper wird in einen Alarmzustand versetzt, wodurch die Wachstumsphase der Haarfollikel gestört wird. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes können das Haarwachstum beeinträchtigen, da sie die Durchblutung und somit die Nährstoffversorgung der Haarfollikel verringern. Daneben können Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Pilzinfektionen der Kopfhaut zu Haarausfall führen.
Nährstoffmangel und Diäten
Ein häufig unterschätzter Auslöser ist Nährstoffmangel. Besonders Eisenmangel ist weit verbreitet und kann diffusen Haarausfall verursachen. Auch ein Mangel an Zink, Biotin, B-Vitaminen oder Vitamin D schwächt die Haarfollikel. Gefährdet sind vor allem Schwangere, Sportler, Vegetarier und Veganer sowie Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen. Einseitige Ernährung oder Essstörungen führen ebenfalls häufig zu Mangelerscheinungen.
Psychischer Stress und Belastung
Stress setzt den Körper unter Hochspannung und beeinflusst auch den Haarzyklus. Bei Belastung schüttet der Körper vermehrt Cortisol aus, was das Haarwachstum hemmt. Zudem werden über Nervenfasern, die jeden Haarfollikel umgeben, entzündungsfördernde Botenstoffe freigesetzt. Dies führt zu einer neurogenen Entzündung und letztlich zum Haarausfall. Dabei entsteht ein Teufelskreis: Der Haarausfall selbst erzeugt zusätzlichen Stress, was den Verlust weiter verstärkt.
Wie wird diffuser Haarausfall diagnostiziert?
Die richtige Diagnose bei diffusem Haarausfall ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Erst wenn die genaue Ursache bekannt ist, kann gezielt gegengesteuert werden.
Anamnese und ärztliches Gespräch
Am Anfang jeder Diagnose steht ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt. Hierbei wird nach akuten Erkrankungen, chronischen Leiden, regelmäßig eingenommenen Medikamenten, Ernährungsumstellungen sowie emotionalem Stress gefragt. Bei Frauen sind zudem Informationen über hormonelle Verhütung, Schwangerschaften oder Veränderungen im Zyklus wichtig. Auch die Familiengeschichte wird berücksichtigt, um erblich bedingte Faktoren zu identifizieren. Bereits während dieses Gesprächs untersucht der Arzt die Beschaffenheit der Haare und der Kopfhaut.
Zupftest und Trichogramm
Beim Zupftest werden etwa 50 Haare gleichzeitig sanft gezogen. Bleiben mehr als 5 Haare in der Hand, deutet dies auf einen aktiven Haarausfall hin. Für ein genaueres Ergebnis folgt oft ein Trichogramm: Dabei werden 50-100 Haare mit einer gummiarmierten Klemme entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Ein Anteil von mehr als 20% Telogenhaaren (Haare in der Ruhephase) weist auf verstärkten Haarausfall hin. Zusätzlich kann ein TrichoScan durchgeführt werden – eine computergestützte Analyse, die das Verhältnis wachsender zu ausfallenden Haaren präzise bestimmt.
Blutuntersuchungen und Hormonstatus
Laboruntersuchungen sind unerlässlich, um innere Ursachen zu identifizieren. Besonders wichtig sind:
- Eisenwerte (Ferritin)
- Schilddrüsenhormone (TSH, T3, T4)
- Sexualhormone (LH, FSH, Testosteron, Östradiol)
- Mineralstoffwerte (Zink, Kalzium)
- Vitamine (B12, D, Folsäure)
Bei Frauen mit zusätzlichen Symptomen wie Zyklusstörungen oder Vermännlichungserscheinungen ist eine umfassende Hormonanalyse besonders wichtig.
Abgrenzung zu anderen Haarausfallarten
Diffuser Haarausfall muss von anderen Formen unterschieden werden. Während androgenetischer Haarausfall typische Muster wie Geheimratsecken zeigt und überwiegend Männer betrifft, breitet sich diffuser Haarausfall gleichmäßig über die gesamte Kopfhaut aus. Bei kreisrundem Haarausfall entstehen hingegen scharf begrenzte kahle Stellen. In unklaren Fällen kann eine Gewebeentnahme (Biopsie) der Kopfhaut zur Unterscheidung beitragen. Zusätzlich hilft die dermatoskopische Untersuchung mit dem Auflichtmikroskop bei der Differenzierung der verschiedenen Haarausfallarten.
Behandlungsmöglichkeiten und was wirklich hilft
Die gute Nachricht vorweg: Im Gegensatz zu anderen Formen gilt diffuser Haarausfall als umkehrbar, wenn die zugrundeliegende Ursache behandelt wird. Eine gezielte Therapie kann den Haarverlust stoppen und neues Wachstum fördern.
Behandlung der Grunderkrankung
Bei diffusem Haarausfall steht die Behandlung der Ursache im Mittelpunkt. Bei Vergiftungen hilft das Meiden des auslösenden Gifts, während bei Nährstoffmangel bestimmte Präparate verschrieben werden, um die Depots wieder aufzufüllen. Ist ein Medikament der Auslöser, sollte mit dem Arzt über Alternativen gesprochen werden. Bei Schilddrüsenerkrankungen kann die Gabe bestimmter Hormone nötig sein. Besonders wichtig: Diäten, die zu Haarausfall führen, sollten sofort beendet werden – Essstörungen gehören unbedingt in ärztliche Behandlung!
Ernährungsumstellung und Nahrungsergänzung
Eine ausgewogene Ernährung bildet die Grundlage für gesundes Haarwachstum. Der Körper kann viele Nährstoffe über tägliche Grundnahrungsmittel aufnehmen – besonders durch ballaststoffreiches Gemüse, Obst, Nüsse und Vollkornprodukte. Bei diffusem Haarausfall sind zusätzlich B-Vitamine (B5, B1, Biotin), die Aminosäure Cystin sowie Mineralstoffe wie Zink und Eisen wichtig, um die natürliche Funktion der Haarwurzeln zu unterstützen.
Minoxidil und andere Medikamente
Der Wirkstoff Minoxidil hat sich bei der Behandlung von Haarausfall bewährt. Als Lösung oder Schaum direkt auf die Kopfhaut aufgetragen, erweitert er die Blutgefäße und verbessert dadurch die Nährstoffversorgung der Haarfollikel. Minoxidil ist in Konzentrationen von 2% oder 5% erhältlich und sollte ein- bis zweimal täglich angewendet werden. Die Wirkung tritt nach etwa 2-4 Monaten ein, wobei eine längerfristige Therapie oft notwendig ist. Für Männer gibt es spezielle Produkte mit 5% Minoxidil, die zweimal täglich angewendet werden.
Stressbewältigung und Lebensstiländerung
Um stressbedingten Haarausfall zu bekämpfen, ist es zunächst wichtig, die Ursachen des Stresses zu identifizieren. Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation können durch gezielte Atemübungen Körper und Geist beruhigen. Daneben helfen sanfte Kopfhautmassagen, die Durchblutung anzuregen. Auch regelmäßige körperliche Aktivität unterstützt die innere Balance und erleichtert den Stressabbau. In schweren Fällen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.
Wann wachsen die Haare wieder nach?
Nach erfolgreicher Behandlung der Ursache wachsen die Haare in den meisten Fällen wieder nach. Typischerweise dauert es etwa drei bis sechs Monate, bis sichtbare Ergebnisse eintreten. Die vollständige Regeneration benötigt jedoch häufig 12 bis 18 Monate. Dabei ist Geduld gefragt, denn der Haarausfall zeigt sich meist erst 2-3 Monate nach dem auslösenden Ereignis. Mit konsequenter Pflege und einer gesunden Ernährung lässt sich das Haarwachstum zusätzlich unterstützen.
Fazit
Diffuser Haarausfall stellt zwar für viele Betroffene eine belastende Erfahrung dar, dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Anders als bei anderen Formen des Haarverlusts handelt es sich hierbei tatsächlich um einen meist reversiblen Zustand. Sobald die zugrundeliegende Ursache identifiziert und behandelt wird, können die Haare innerhalb von sechs bis zwölf Monaten wieder nachwachsen.
Besonders wichtig erscheint daher der Gang zum Arzt bei anhaltenden Symptomen. Durch gezielte Diagnostik lassen sich hormonelle Störungen, Nährstoffmängel oder Medikamentennebenwirkungen als mögliche Auslöser erkennen. Unbehandelt können diese Faktoren den Haarausfall hingegen verstärken und zu einem Teufelskreis führen.
Die Behandlung sollte stets ganzheitlich erfolgen. Einerseits gilt es, die Grunderkrankung zu therapieren, andererseits können unterstützende Maßnahmen wie Nahrungsergänzungsmittel oder Minoxidil den Heilungsprozess beschleunigen. Daneben spielen Stressbewältigung und eine ausgewogene Ernährung eine entscheidende Rolle für gesundes Haarwachstum.
Geduld und Konsequenz zahlen sich letztendlich aus. Der Weg zurück zu vollem Haar erfordert Zeit – während erste Ergebnisse nach drei bis sechs Monaten sichtbar werden, kann die vollständige Regeneration durchaus ein Jahr oder länger dauern. Übrigens sollten wir nicht vergessen, dass frühzeitiges Handeln die Erfolgschancen deutlich erhöht.
Diffuser Haarausfall bedeutet also keineswegs, sich mit lichtem Haar abfinden zu müssen. Vielmehr bietet er die Chance, Körpersignale ernst zu nehmen und gesundheitliche Ungleichgewichte zu korrigieren. Mit dem richtigen Ansatz und professioneller Unterstützung können wir diesem häufigen Problem wirkungsvoll begegnen.