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Was tun bei Haarausfall? Ursachen, Hausmittel & Hilfe im Überblick

Geschrieben von Dr El Samara | Jul 7, 2025 1:14:16 PM

Haarausfall betrifft mehr Menschen, als Sie vielleicht denken – etwa 80% der Männer und 50% der Frauen weltweit leiden unter androgenetischem Haarausfall . Als Hautarzt sehe ich täglich Patienten, die besorgt sind, wenn sie mehr Haare als gewöhnlich in ihrer Bürste oder im Abfluss bemerken. Tatsächlich ist ein gewisses Maß an Haarausfall völlig normal: Im Durchschnitt verlieren wir zwischen 70 und 100 Kopfhaare pro Tag .

Jedoch spricht man erst von krankhaftem Haarausfall, wenn über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare täglich ausfallen . Die Gründe für Haarausfall sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren bis hin zu hormonellen Veränderungen. Besonders die androgenetische Alopezie gilt als häufigste Ursache für Haarausfall . Während normalerweise ein Mensch etwa 80.000 bis 120.000 Kopfhaare besitzt , kann dieser Bestand durch verschiedene Haarausfall-Gründe deutlich reduziert werden. In der Schweiz und im übrigen Europa ist etwa jeder zweite Mann bis zu seinem 60. Lebensjahr von hormonell bedingtem Haarausfall betroffen .

In diesem Artikel erkläre ich Ihnen die wahren Ursachen von Haarausfall, wann Sie sich Sorgen machen sollten und welche Behandlungsmöglichkeiten tatsächlich wirksam sind.

Wie viele Haare sind normal?

Image Source: DS Laboratories

Die Kopfhaut eines Menschen beherbergt eine beeindruckende Anzahl an Haaren – zwischen 95.000 und 150.000 Kopfhaare sind völlig normal [1]. Diese Zahl variiert jedoch individuell und hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft ab. Doch warum fallen überhaupt Haare aus? Um dies zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf den natürlichen Lebenszyklus unserer Haare werfen.

Der natürliche Haarzyklus

Jedes einzelne Haar auf unserem Kopf führt ein Eigenleben und durchläuft einen festgelegten Zyklus, der aus drei Hauptphasen besteht:

  1. Wachstumsphase (Anagenphase): In dieser aktiven Phase teilen sich die Zellen der Haarwurzel rasch und bilden neues Haar. Sie dauert zwischen 2 und 6 Jahren [1] und bestimmt maßgeblich, wie lang unsere Haare maximal wachsen können. Pro Monat wächst ein Haar etwa einen Zentimeter [1]. Bemerkenswert ist, dass sich 80-90% aller Kopfhaare gleichzeitig in dieser Phase befinden [2].

  2. Übergangsphase (Katagenphase): Nachdem die Wachstumsphase abgeschlossen ist, beginnt eine kurze Umbauphase von etwa 1-2 Wochen [2]. Während dieser Zeit wird die Nährstoffversorgung der Haarwurzel gedrosselt, und sie schrumpft allmählich. Lediglich 1-3% aller Kopfhaare befinden sich in dieser Phase [1].

  3. Ruhephase (Telogenphase): In dieser letzten Phase, die etwa 3-4 Monate andauert [3], stellt der Haarfollikel seine Stoffwechselaktivität ein. Das Haar sitzt zwar noch in der Kopfhaut, wächst aber nicht mehr. Etwa 10-20% der Haare befinden sich normalerweise in dieser Phase [2]. Am Ende fällt das Haar aus, und der Zyklus beginnt von vorne.

Folglich ist es ganz natürlich, dass täglich Haare ausfallen. Dies geschieht überwiegend beim Kämmen, Bürsten oder Haarewaschen. Unter normalen Umständen kann ein Haarfollikel 10 bis 30 solcher Lebenszyklen durchlaufen, bevor er kein neues Haar mehr bilden kann [1].

Wann spricht man von Haarausfall?

Die Frage, ab wann ein normaler Haarverlust zum Haarausfall wird, beschäftigt viele Menschen. Der tägliche Verlust von 50 bis 100 Haaren gilt als vollkommen normal [3] und ist Teil des natürlichen Haarwechsels. Erste Anzeichen für einen vermehrten Haarausfall sind eine auffällig große Anzahl von Haaren in der Bürste, im Abflusssieb der Dusche, auf den Badezimmerfliesen oder dem Kopfkissen [3].

Medizinisch betrachtet spricht man von Haarausfall (Effluvium), wenn deutlich mehr als 100 Haare täglich ausfallen [4]. Eine Alopezie liegt vor, wenn sogar mehr als 20 Prozent der Haare gleichzeitig in der Endphase sind [2] oder wenn der Verlust etwa 60 Prozent der Kopfbehaarung erreicht [2].

Ein einfacher Test kann helfen, die Situation einzuschätzen: Wenn Sie nach dem Waschen und Trocknen Ihrer Haare mit den Händen durch einen kleinen Bereich fahren und vorsichtig daran ziehen, sollten nicht mehr als 3-5 Haare in Ihren Fingern hängen bleiben. Sind es mehr, könnte dies auf verstärkten Haarausfall hindeuten [3][5].

Unterschied zwischen normalem und krankhaftem Ausfall

Der wesentliche Unterschied zwischen normalem und krankhaftem Haarausfall liegt im Gleichgewicht des Haarzyklus. Bei gesundem Haar stehen die verschiedenen Phasen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander: etwa 80-90% der Haare in der Wachstumsphase, 1-3% in der Übergangsphase und 10-20% in der Ruhephase [2].

Bei krankhaftem Haarausfall hingegen ist dieses Gleichgewicht gestört. Ein verstärkter Haarausfall liegt vor, wenn der Anteil der Anagenhaare (Wachstumsphase) weniger als 80 Prozent und der Anteil der Telogenhaare (Ruhephase) entsprechend mehr beträgt [2]. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  • Beschleunigter Haarzyklus: Die Wachstumsphase wird verkürzt, wodurch mehr Haare vorzeitig in die Ruhephase eintreten [1].

  • Mangelnde Regeneration: Die Haarfollikel kommen nach der Ruhephase nicht mehr in die aktive Wachstumsphase zurück [4].

  • Telogen-Effluvium: Durch Stress, Operationen oder andere traumatische Ereignisse werden plötzlich mehr Haare als üblich in die Ausfallphase gedrängt [2].

Anders als bei normalem Haarverlust führt krankhafter Haarausfall häufig zu sichtbaren Veränderungen wie Geheimratsecken, lichtem Haar am Scheitel oder kreisrunden kahlen Stellen. Während normaler Haarausfall gleichmäßig über die gesamte Kopfhaut verteilt ist, folgt krankhafter Haarausfall oft bestimmten Mustern [2].

Darüber hinaus kann krankhafter Haarausfall von weiteren Symptomen wie Juckreiz, Schuppung oder Entzündungen der Kopfhaut begleitet sein. In solchen Fällen ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen, da der Haarausfall möglicherweise ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung ist [3].

Häufige Gründe für Haarausfall

Image Source: GLOJAS Clinic

Die Ursachen für Haarausfall sind vielfältig und individuell verschieden. In meiner täglichen Praxis stelle ich fest, dass fünf Hauptursachen besonders häufig vorkommen. Lassen Sie mich diese genauer erklären.

Androgenetische Alopezie (erblich bedingt)

Die androgenetische Alopezie ist mit etwa 95% aller Fälle die häufigste Form des Haarausfalls bei beiden Geschlechtern [6]. Diese erblich bedingte Form tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf und betrifft über 70% aller Männer und etwa 57% aller Frauen über 80 Jahre [5].

Der Auslöser ist eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber dem Hormon Dihydrotestosteron (DHT) [7]. Dieses Hormon führt zur Verkleinerung der Haarwurzeln, wodurch die Haare dünner werden und schließlich ausfallen [7].

Bei Männern beginnt der Haarausfall typischerweise an den Schläfen (Geheimratsecken) und am Oberkopf. Bei Frauen hingegen dünnt meist der Scheitelbereich aus, wobei der Haaransatz in der Regel intakt bleibt [5]. Während Männer bereits ab dem 20. Lebensjahr betroffen sein können, setzt bei Frauen der erblich bedingte Haarausfall oft erst nach den Wechseljahren ein [8].

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)

Beim kreisrunden Haarausfall entstehen plötzlich runde, klar begrenzte kahle Stellen auf der Kopfhaut. Diese Autoimmunerkrankung betrifft etwa 1-2% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens [9]. Dabei greifen bestimmte weiße Blutkörperchen (T-Lymphozyten) die Haarwurzeln an und lösen Entzündungsreaktionen aus [9].

Obwohl selten direkt vererbt, scheinen Erbfaktoren eine Rolle zu spielen. Bei Verwandten ersten Grades liegt das Vererbungsrisiko zwischen 6-8% [9]. Interessanterweise ist die Alopecia areata die häufigste Form des Haarausfalls bei Kindern [10].

Der Verlauf ist unvorhersehbar: Bei manchen Betroffenen verschwinden die kahlen Stellen nach sechs bis zwölf Monaten von selbst, bei anderen tritt der Haarausfall wiederholt auf. Etwa 20-30% der Betroffenen leiden unter dauerhaftem Haarverlust [9].

Diffuser Haarausfall durch Stress oder Mangel

Der diffuse Haarausfall ist durch eine gleichmäßige Ausdünnung des Haares über den gesamten Kopf gekennzeichnet. Als Hauptauslöser gelten:

  • Stress: Durch anhaltenden Stress schüttet der Körper vermehrt Stresshormone wie Cortisol aus, die den Haarzyklus stören können [1]. Dieser Mechanismus wird als "Telogen-Effluvium" bezeichnet, wobei viele Haare gleichzeitig in die Ruhephase eintreten [1].

  • Hormonstörungen: Schilddrüsenerkrankungen können zu übermäßigem Haarausfall führen [1]. Auch nach einer Schwangerschaft oder während der Wechseljahre kann es durch hormonelle Veränderungen zu vorübergehendem Haarausfall kommen [11].

  • Nährstoffmangel: Besonders Eisenmangel, aber auch Zinkmangel oder Vitaminmangel können das Haarwachstum beeinträchtigen [1].

  • Erkrankungen: Verschiedene Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Infektionen mit Fieber können ebenfalls zu diffusem Haarausfall führen [1].

Die gute Nachricht: Diese Form ist oft reversibel, wenn die Ursache behoben wird [12].

Mechanisch bedingter Haarausfall

Die Traktionsalopezie entsteht durch übermäßige mechanische Belastung der Haare [4]. Sie tritt vor allem bei Frauen auf, die regelmäßig enge, straffe Zöpfe oder Dutts tragen. Auch Extensions, enge Stirnbänder oder Helme können Auslöser sein [4].

Der Haarausfall zeigt sich vorwiegend dort, wo die stärkste Zugbelastung vorliegt – meist am Haaransatz an der Stirn und an den Schläfen [5]. Anfangs ist diese Form reversibel. Wird die Ursache jedoch nicht behoben, können die Haarfollikel so stark geschädigt werden, dass sie vernarben und keine neuen Haare mehr bilden können [4].

Medikamentenbedingter Haarausfall

Viele Medikamente können als Nebenwirkung Haarausfall auslösen. Dabei handelt es sich meist um diffusen Haarausfall [2]. Besonders häufig sind folgende Medikamente beteiligt:

  • Chemotherapeutika, die die Wachstumsphase der Haare unterbrechen [5]

  • Beta-Blocker gegen Bluthochdruck, besonders die Wirkstoffe Metoprolol und Propanolol [2]

  • ACE-Hemmer [2]

  • Schmerzmittel wie Ibuprofen bei häufiger Einnahme [2]

  • Blutverdünner wie Heparin [2]

  • Antidepressiva, die die Ruhephase der Haare beeinflussen [2]

Bei medikamentenbedingtem Haarausfall wachsen die Haare in den meisten Fällen nach dem Absetzen des Medikaments wieder nach, sobald sich die Haarfollikel regeneriert haben [2].

Hormonelle Einflüsse auf das Haar

Image Source: Maturitas

Hormone spielen eine entscheidende Rolle für unser Haarwachstum. Gerät der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht, kann dies erhebliche Auswirkungen auf unsere Haarpracht haben. Als Hautarzt begegne ich täglich Patienten, deren Haarprobleme auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen sind.

Dihydrotestosteron (DHT) und Haarfollikel

Dihydrotestosteron (DHT) ist die biologisch aktivste Form des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Es wird durch das Enzym 5-alpha-Reduktase aus Testosteron gebildet [13]. Obwohl DHT für die Entwicklung typisch männlicher Merkmale wie Bartwuchs und tiefe Stimme verantwortlich ist, kann es bei genetischer Veranlagung auch Haarausfall verursachen.

Bei der androgenetischen Alopezie sind die Haarwurzeln überempfindlich gegenüber DHT [13]. Das Hormon bindet an die Androgen-Rezeptoren der Haarfollikelzellen und führt zur Verkleinerung der Haarwurzeln sowie zur Verkürzung der Wachstumsphase [3]. Die Folge: Mit jedem Haarzyklus werden die Haare dünner, bis schließlich nur noch winzige, mit bloßem Auge kaum sichtbare Vellushaare produziert werden [3].

Interessanterweise besitzen bei Menschen mit Veranlagung zur androgenetischen Alopezie nur die Haare am Oberkopf Androgen-Rezeptoren. Dies erklärt, warum Haare an den Seiten und am Hinterkopf nicht ausfallen [3].

Haarausfall in den Wechseljahren

Etwa ein Drittel aller Frauen in den Wechseljahren sind von hormonell bedingtem Haarausfall betroffen [14]. Der Grund: Die Eierstöcke produzieren immer weniger weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron [14]. Durch diesen Östrogenabfall gerät das Verhältnis zu den männlichen Hormonen aus dem Gleichgewicht [15].

Je mehr Östrogen im Körper vorhanden ist, desto länger befinden sich die Haare in der Wachstumsphase [14]. Sinkt hingegen der Östrogenspiegel, verlangsamt sich das Haarwachstum und der Haarzyklus wird gestört. Da neue Haare nur langsam nachwachsen, können sie nicht mehr alle natürlich ausfallenden Haare ersetzen [14].

Typische Anzeichen für hormonell bedingten Haarausfall während der Menopause sind mehr Haare in der Bürste, ein durchschimmernder Scheitel und dünneres Haar [14]. Nach Abschluss der hormonellen Umstellung können die Haare allerdings in manchen Fällen wieder nachwachsen [16].

Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)

Das polyzystische Ovarialsyndrom betrifft etwa 6 bis 18 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter [7]. Diese Hormonstörung führt häufig zu einem Überschuss an männlichen Hormonen (Androgenen) [7], was neben Akne und verstärkter Körperbehaarung auch zu Haarausfall führen kann.

Bei PCOS verlieren die Eierstöcke die Fähigkeit, das männliche Hormon Testosteron in Östrogen umzuwandeln [6]. Dadurch reichern sich männliche Hormone im Körper an. Besonders problematisch wird dies, wenn gleichzeitig eine Überempfindlichkeit gegenüber DHT besteht [6]. Während Frauen normalerweise erst ab dem 40. Lebensjahr von genetisch bedingtem Haarausfall betroffen sind, kann dieser bei PCOS-Patientinnen bereits in jungen Jahren oder sogar während der Pubertät auftreten [6].

Studien zeigen, dass bis zu 70% der Frauen mit PCOS unter Haarausfall leiden [17]. Dieser betrifft typischerweise den Scheitelbereich und führt zu einer sichtbaren Ausdünnung [17].

Schilddrüsenstörungen

Schilddrüsenhormone beeinflussen maßgeblich die haarbildenden Zellen [9]. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verlangsamt sich das Haarwachstum. Die Haare werden brüchig, matt und können verstärkt ausfallen [9]. Außerdem befinden sich die Haarzellen vermehrt in einer Ruhephase [10].

Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) führt hingegen dazu, dass die Haare zu schnell wachsen, immer dünner werden und leicht abbrechen können [9]. Der Wachstumsrhythmus wird gestört, was ebenfalls zu diffusem Haarausfall führen kann [9]. Bei einer ausgeprägten Überfunktion macht sich der Haarausfall besonders stark bemerkbar [10].

Die gute Nachricht: Schilddrüsenbedingte Haarprobleme bilden sich bei erfolgreicher Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung vollständig zurück [10]. Allerdings kann dies aufgrund des langsamen Haarwachstums einige Monate dauern [18].

Daher sollte bei Haarproblemen immer auch die Schilddrüsenfunktion abgeklärt werden [9]. Hierbei spielen Bluttests eine wichtige Rolle, um die genaue Ursache festzustellen [19].

Wann Haarausfall ein Warnsignal ist

Image Source: Lloyds Pharmacy Online Doctor

Obwohl ein gewisser Haarverlust normal ist, kann verstärkter Haarausfall manchmal auf ernstere gesundheitliche Probleme hinweisen. In meiner dermatologischen Praxis erlebe ich häufig, dass Patienten erst spät erkennen, wann ihr Haarausfall mehr als ein kosmetisches Problem darstellt.

Haarausfall als Symptom innerer Erkrankungen

Überraschenderweise kann Haarausfall ein Hinweis auf verschiedene innere Erkrankungen sein. Bei der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes beispielsweise treten neben Haarausfall auch Fieber, Gelenkschmerzen und charakteristische Hautausschläge auf. Besonders besorgniserregend ist, dass diese Erkrankung zu lebensgefährlichen Entzündungen an Herz und Nieren führen kann. Der Lupus hinterlässt typischerweise scheibenförmige, gerötete Herde, besonders an Nase, Stirn und Wangen. Diese heilen oft unter Narbenbildung ab und hinterlassen kahle Stellen, wenn sie auf der Kopfhaut auftreten.

Schilddrüsenerkrankungen stellen ebenfalls eine häufige Ursache für Haarausfall dar. Sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion können zu vermehrtem Haarverlust führen. Darüber hinaus können hormonelle Ungleichgewichte, wie sie etwa beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) auftreten, Haarausfall verursachen.

Zudem kann Haarausfall nach schweren Infektionskrankheiten auftreten. In solchen Fällen handelt es sich oft um eine vorübergehende Störung des Immunsystems, die einen temporären Wachstumsstopp der Haare zur Folge hat.

Begleiterscheinungen wie Juckreiz oder Entzündungen

Besondere Aufmerksamkeit verdient Haarausfall, der von Juckreiz oder Entzündungen begleitet wird. Diese Kombination ist selten harmlos. Bei einer juckenden Kopfhaut mit Haarausfall schüttet der Körper vermehrt das Stresshormon Cortisol aus, welches das Haarwachstum hemmt. Gleichzeitig erhöht sich die Anzahl der Nervenfasern um jeden Haarfollikel. Über diese Nervenfasern werden verschiedene Botenstoffe freigesetzt, die Abwehrzellen reizen und zu einer neurogenen Entzündung führen. Das Ergebnis: verstärkter Haarausfall und oft auch Juckreiz.

Grundsätzlich spielen Entzündungen bei allen Formen des Haarausfalls eine wesentliche Rolle – auch die unsichtbaren, mikroskopischen Entzündungsreaktionen. Eine Haarfollikelentzündung kann häufig unbemerkt bleiben und teilweise ohne weitere Symptome auftreten. Allerdings führen anhaltende Entzündungsreaktionen langfristig zur Behinderung des Haarwachstums, Störung des Wachstumszyklus und letztendlich zur Zerstörung des Haarfollikels.

Bei plötzlich auftretendem Haarausfall mit Juckreiz der Kopfhaut kann auch eine Infektion mit einem nicht ansteckenden Kopfhautpilz vorliegen. Diese lässt sich gut behandeln, jedoch nur, wenn man rechtzeitig handelt. Bei zu langem Zuwarten drohen Narbenbildungen mit dauerhafter Zerstörung der Haarfollikel.

Wann ein Arztbesuch notwendig ist

Als Hautarzt rate ich dringend zu einem Arztbesuch, wenn folgende Warnsignale auftreten:

  • Wenn die Haare plötzlich in großer Zahl ("büschelweise") ausfallen, besonders wenn dies von Jucken der Kopfhaut begleitet wird

  • Bei deutlich abgegrenzten kahlen Stellen am Kopf, im Bart oder an den Augenbrauen

  • Wenn täglich mehr als 100 Haare ausfallen

  • Bei lückenhaften oder kahlen Stellen auf der Kopfhaut oder Haarausfall am ganzen Körper

  • Wenn die Kopfhaut gerötet, entzündet oder schuppig ist

Zudem empfehle ich einen Arztbesuch, wenn Sie vermuten, dass Ihr Haarausfall mit einer inneren Erkrankung zusammenhängen könnte. Hierzu zählen neben Schilddrüsenerkrankungen auch Autoimmunerkrankungen wie Lupus, Ernährungsprobleme oder hormonelle Ungleichgewichte.

Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Bei einigen Formen des Haarausfalls, besonders bei entzündlichen Prozessen, kann eine frühzeitige Diagnose entscheidend sein, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Hautärzte verfügen über verschiedene diagnostische Methoden wie die Untersuchung mit einem Dermatoskop, Blutuntersuchungen oder Abstriche bei Verdacht auf Pilzinfektionen. In manchen Fällen kann auch eine Untersuchung der Haarwurzeln (Trichogramm) oder eine kleine Hautprobe nötig sein, um die genaue Ursache zu bestimmen.

Wie Hautärzte Haarausfall untersuchen

Image Source: SkinDC

Bei der Diagnose von Haarausfall kommen verschiedene spezialisierte Untersuchungsmethoden zum Einsatz. In der Haarsprechstunde führe ich zunächst ein ausführliches Gespräch mit meinen Patienten und analysiere den Haarschaft, um die Ursache der Haarwachstumsstörung zu ermitteln.

Trichogramm und Trichoscan

Das Trichogramm war lange Zeit die Standardmethode zur Haarwurzeluntersuchung. Hierbei werden etwa 50-100 Haare mit einer Epilierklemme ausgezupft und unter dem Mikroskop betrachtet. Dadurch kann festgestellt werden, wie viele Haare sich prozentual in den einzelnen Wachstumsphasen befinden. Ein normales Verhältnis liegt bei 80-90% der Haare in der Wachstumsphase und 10-20% in der Ruhephase. Weicht dieses Verhältnis ab, kann dies auf die Ursache des Haarausfalls hindeuten.

Heutzutage wird das Trichogramm allerdings weitgehend von der schmerzlosen Trichoskopie ersetzt. Diese auflichtmikroskopische Untersuchung erlaubt eine rasche, nicht-invasive Diagnostik der Kopfhaut und Haarschäfte. Ein einfaches Handdermatoskop mit 10-facher Vergrößerung ist hierfür meist ausreichend. Bei stärkerer Vergrößerung (bis 140-fach) können auch Blutgefäße und Haarschaftveränderungen besser beurteilt werden.

Besonders fortschrittlich ist der TrichoScan, ein computergestütztes Analyseverfahren. Dabei wird ein kleiner Bereich der Kopfhaut rasiert, eingefärbt und mikroskopisch fotografiert. Spezielle Software ermittelt dann automatisch Haardichte, Haardicke und das Verhältnis verschiedener Haartypen.

Blutuntersuchungen auf Mangelzustände

Blutuntersuchungen sind unverzichtbar, um systemische Ursachen für Haarausfall zu identifizieren. Dabei werden häufig folgende Parameter überprüft:

  • Eisenwerte und Ferritin (Speichereisen), da Eisenmangel das Haarwachstum beeinträchtigen kann

  • Schilddrüsenhormone, deren Ungleichgewicht zu Haarausfall führen kann

  • Vitamine wie B12, D und Folsäure sowie Mineralstoffe wie Zink

  • Hormonwerte, besonders bei Verdacht auf hormonell bedingten Haarausfall

Diese Untersuchungen helfen nicht nur bei der Diagnose, sondern auch bei der Entwicklung einer gezielten Behandlungsstrategie.

Biopsie bei unklaren Fällen

In bestimmten Situationen ist eine Kopfhautbiopsie notwendig. Dabei wird unter lokaler Betäubung ein etwa 4 mm großes Stück der Kopfhaut inklusive Haarwurzeln entnommen und histologisch untersucht. Diese Methode kommt besonders zum Einsatz bei:

  • Unklaren vernarbenden Alopezien

  • Verdacht auf diffuse Alopecia areata

  • Entzündlichen Kopfhauterkrankungen

Die Entnahmestelle wird idealerweise mit dem Trichoskop aus einem Bereich mit aktiven Entzündungszeichen wie Rötung oder Schuppung ausgewählt. Wichtig ist, dass die Biopsie aus einer Region mit aktiven Veränderungen und nicht aus bereits vernarbten Bereichen entnommen wird, da dort oft keine typischen Veränderungen mehr nachweisbar sind.

Zusammenfassend ist die Diagnose von Haarausfall ein dynamischer Prozess, der verschiedene Untersuchungsmethoden kombiniert und immer im Kontext mit der klinischen Untersuchung und der persönlichen Krankengeschichte interpretiert werden muss.

Was wirklich gegen Haarausfall hilft

Die Wissenschaft bietet mittlerweile nachweislich wirksame Behandlungsmethoden gegen Haarausfall. Je nach Ursache können verschiedene Therapien zum Einsatz kommen, die ich als Hautarzt regelmäßig empfehle.

Minoxidil, Finasterid und Co.

Bei androgenetischem Haarausfall haben sich zwei Wirkstoffe besonders bewährt: Minoxidil und Finasterid. Minoxidil wird als Lösung (2% für Frauen, 5% für Männer) direkt auf die Kopfhaut aufgetragen und verbessert die Durchblutung an der Haarwurzel. Studien zeigen, dass es bei etwa 90% der Anwender den Haarausfall stoppt und bei rund 50% sogar eine sichtbare Verdichtung bewirkt [20]. Die maximale Wirkung zeigt sich bereits nach sechs Monaten.

Finasterid hingegen wird als Tablette (1mg täglich) eingenommen und hemmt das Enzym 5-alpha-Reduktase, wodurch die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron um etwa 70% reduziert wird [21]. Die volle Wirkung tritt allerdings erst nach 24 Monaten ein [20]. Ein weiterer Wirkstoff ist Dutasterid, der in einer 24-wöchigen Studie eine noch stärkere Zunahme der Gesamthaarzahl zeigte [21].

Haartransplantation: Für wen geeignet?

Eine Haartransplantation ist besonders für Patienten mit stabilem, fortgeschrittenem Haarausfall geeignet. Hierbei werden Haarfollikel aus dem Haarkranz oder Nacken entnommen und in kahle Stellen verpflanzt. Entscheidend ist jedoch, dass ausreichend "gesunde" Spenderhaare vorhanden sind [1].

Bei einem erfahrenen Haarchirurgen liegt die Anwuchsrate der transplantierten Follikel bei mindestens 90% [1]. Wichtig zu wissen: Eine Haartransplantation ersetzt nicht die medikamentöse Therapie. Ohne begleitende Behandlung schreitet der Haarausfall fort und die verpflanzten Haarinseln können unnatürlich wirken [22].

PRP-Therapie und neue Ansätze

Die PRP-Therapie (Platelet-Rich Plasma) nutzt körpereigene Blutplättchen zur Stimulation des Haarwachstums. Nach einer Blutentnahme wird das plättchenreiche Plasma isoliert und in die betroffenen Kopfhautbereiche injiziert [23]. Erste Verbesserungen zeigen sich nach etwa 2-3 Monaten, deutliche Ergebnisse nach 4-6 Monaten [23].

Diese Behandlung eignet sich für fast alle Formen des Haarausfalls und kann bestehende Haarwurzeln kräftigen sowie inaktive reaktivieren [24]. Die besten Ergebnisse werden oft in Kombination mit Low-Level-Lasertherapie und Mesotherapie erzielt [24].

Ernährung und Lebensstil als Unterstützung

Eine ausgewogene Ernährung ist für gesundes Haarwachstum unverzichtbar. Besonders wichtig sind:

  • Eisen (in rotem Fleisch, Hülsenfrüchten)

  • Biotin (in Nüssen, Eigelb)

  • Zink (in Fleisch, Milchprodukten)

  • Eiweiße (für die Keratinbildung) [4]

Darüber hinaus sollte eine fettreiche Ernährung vermieden werden, da sie den Testosteronspiegel erhöhen und dadurch erblich bedingten Haarausfall begünstigen kann [4]. Zudem können Stress, Alkohol und Zigaretten die Haargesundheit negativ beeinflussen. Bei Verdacht auf einen Nährstoffmangel empfiehlt sich zunächst ein Arztbesuch, bevor hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden [4].

Fazit

Haarausfall betrifft also zahlreiche Menschen und hat vielfältige Ursachen – von genetischen Faktoren über Hormonschwankungen bis hin zu Stress und Ernährungsmängeln. Unzweifelhaft spielt der natürliche Haarzyklus eine zentrale Rolle beim Verständnis dieses Problems. Während ein täglicher Verlust von 50-100 Haaren völlig normal ist, deutet ein darüber hinausgehender Ausfall möglicherweise auf ein ernsthafteres Problem hin.

Besonders wichtig erscheint die frühzeitige Erkennung und Behandlung von krankhaftem Haarausfall. Begleiterscheinungen wie Juckreiz, Entzündungen oder plötzlicher, büschelweiser Haarausfall sollten daher niemals ignoriert werden. Stattdessen empfiehlt sich in solchen Fällen zeitnah ein Besuch beim Hautarzt, der mithilfe moderner Untersuchungsmethoden wie Trichoskopie oder Blutanalysen die genaue Ursache feststellen kann.

Die gute Nachricht lautet: Heutzutage stehen zahlreiche wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Medikamente wie Minoxidil und Finasterid zeigen nachweislich Erfolge bei erblich bedingtem Haarausfall. Ebenso bieten fortschrittliche Verfahren wie Haartransplantation oder PRP-Therapie vielversprechende Ergebnisse für geeignete Patienten.

Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass auch unser Lebensstil und unsere Ernährung das Haarwachstum maßgeblich beeinflussen können. Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung zusammen mit Stressreduktion unterstützt definitiv die Haargesundheit.

Abschließend möchte ich betonen: Haarausfall muss heutzutage kein unabwendbares Schicksal mehr sein. Mit frühzeitiger Diagnose, gezielter Behandlung und ganzheitlichem Ansatz lassen sich bei vielen Betroffenen deutliche Verbesserungen erzielen. Scheuen Sie sich deshalb nicht, bei auffälligem Haarausfall fachkundigen Rat einzuholen – denn gesundes Haar trägt wesentlich zu unserem Wohlbefinden und Selbstwertgefühl bei.

Referenzen

[1] - https://www.apotheken-umschau.de/therapie/therapiearten/haartransplantation-haarverpflanzung-744797.html
[2] - https://www.kurkliniken.de/blog/wenn-medikamente-starken-haarausfall-ausloesen.html
[3] - https://www.hairgivers.de/blogs/beratung/alles-ueber-haarausfall-dht-wie-verursacht-es-erblich-bedingten-haarausfall
[4] - https://www.ifue-haartransplantation.de/haarausfall/ernaehrung/
[5] - https://www.msdmanuals.com/de/heim/hauterkrankungen/erkrankungen-der-haarfollikel/alopezie-haarausfall
[6] - https://www.haar-klinik.ch/blog/pcos-und-haarausfall-die-fakten
[7] - https://www.usz.ch/krankheit/pco-syndrom/
[8] - https://www.ifue-haartransplantation.de/haarausfall/
[9] - https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruesenerkrankungen/schilddruesenunterfunktion/
[10] - https://www.forum-schilddruese.de/service/schilddruese-news/schilddruese-news-2023/09_haarausfall-durch-schilddruesenerkrankungen
[11] - https://rausch.ch/blogs/news/haarausfall-frauen?srsltid=AfmBOorajCvsAZDXtk3tftZRXyjxsGUdVYiwvSR-uwKOZ7n1jxWfF9cJ
[12] - https://www.netdoktor.ch/symptome/haarausfall/
[13] - https://www.ifue-haartransplantation.de/ratgeber/dht-dihydrotestosteron/
[14] - https://www.tena.ch/de/frauen/beratung-und-tipps/wechseljahre-tipps/haarausfall-in-den-wechseljahren
[15] - https://menopause-zentrum.com/haarausfall-wechseljahre-vorbeugen/
[16] - https://www.netdoktor.ch/wechseljahre/haarausfall/
[17] - https://www.koe-hair.de/weiblicher-haarausfall-durch-pcos.html
[18] - https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruese-und-stoffwechsel/
[19] - https://www.vichy.de/expertentipps/wechseljahre/haarausfall-wechseljahre
[20] - https://www.akdae.de/arzneimitteltherapie/arzneiverordnung-in-der-praxis/ausgaben-archiv/ausgaben-ab-2015/ausgabe/artikel?tx_lnsissuearchive_articleshow[action]=show&tx_lnsissuearchive_articleshow[article]=4388&tx_lnsissuearchive_articleshow[controller]=Article&tx_lnsissuearchive_articleshow[issue]=5&tx_lnsissuearchive_articleshow[year]=2015&cHash=d49fac9ab38e5d3f844bdc5f4addccc4
[21] - https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/04/20/minoxidil-finasterid-oder-dutasterid-was-wirkt-an-besten-bei-haarausfall-nbsp
[22] - https://www.rosenfluh.ch/dermatologie-aesthetische-medizin-2023-02/androgenetische-alopezie-fein-tuning-der-therapien-mit-finasterid-und-minoxidil
[23] - https://www.usz.ch/fachbereich/dermatologie/angebot/prp-behandlung-eigenbluttherapie-haarausfall/
[24] - https://www.ifue-haartransplantation.de/prp-therapie/